Das Ohlsenhaus in Süderstapel – Höhepunkt Stapelholmer Baukunst

Veröffentlicht in: Natur- und Landeskunde, Heft 7-9, 129. Jahrgang, 2022, mit freundlicher Genehmigung des Vereins DIE HEIMAT.

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Das Ohlsenhaus wurde ca. 1705 erbaut. Damals gab es noch größere Waldbestände auf der Geest Stapelholms. Eichenhölzer wurden für das Innengerüst und das Fachwerk verwendet. Sicherlich waren damals auch die weiteren Außenwände in Fachwerk erstellt, erhalten hat sich allerdings nur die Giebelwand. Es handelt sich um ein Fachhallenhaus, bei dem die Dachlast nicht auf den Außenwänden, sondern auf hölzernen Ständern rechts und links der Tenne abgefangen wird. Das Gebäude wird von der Giebelseite durch eine Lohdielentür erschlossen. Das Gebäude ist in Ost-West ausgerichtet. Im östlichen Teil liegen die Wirtschaftsräume, im Westen, der wärmenden Nachmittagssonne zugewandt, die Wohnräume. Links und rechts der Tenne in den sogenannten „Abseiten“ stand das Vieh. Bei dem Ohlsenhaus erkennt man, dass in der südlichen Abseite die Pferde untergebracht wurden. Daneben befindet sich ein kleiner Raum, in dem früher vermutlich der Knecht schlief. Dann folgt die sogenannte „Lucht“. Dort gelangte man durch eine Tür nach Draußen. Vermutlich war im Ohlsenhaus zur Erbauungszeit die Küche in der Lucht eingerichtet, wie es bei vielen Häusern dieses Typs der Fall gewesen ist. In der nördlichen Abseite stand das Hornvieh.

Imposant und reich gegliedert zeigt sich die Giebelwand heute noch in Fachwerk. Ganz sicher wollte der Bauherr an diesem Platz in Süderstapel ein Zeichen setzen, zeigte sein bäuerliches Selbstverständnis und vielleicht auch seine soziale Stellung im Dorf. Ein Giebel in solcher Prachtentfaltung ist sonst nicht üblich. Die Hölzer sind stark profiliert, der obere Teil des Giebels leicht nach vorn geneigt. Die prachtvolle Wirkung wird noch von der farbigen Fassung unterstrichen.

Umfangreiche Umbauten fanden einige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg statt. In einem Winkel Richtung Norden wurde ein neuer Stall angebaut. Die nördlichen Ständer auf der Tenne wurden entfernt und die Deckenbalken durch eine massive Mauer abgefangen. Die Außenmauer des Anbaus wurde in Fachwerk, passend zur Giebelwand, gestaltet. Wer jedoch genau hinschaut erkennt, dass es sich beim Anbau nicht wirklich um Fachwerk handelt. Die Balken sind lediglich Putzstreifen, die auf den Verblendern angebracht wurden. Dennoch zeugt die Gestaltung dieser Wand vom Bewusstsein der Eigentümer, dass man ein „besonderes“ Haus besitzt, mit dem man behutsam umgehen muss.

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